Italienische Banken stehen vor einem ungewöhnlichen Wandel, der sich von einem allgemeinen Trend zu Filialschließungen abhebt. Während große Banken weltweit Filialen schließen und sich verstärkt auf digitale Dienstleistungen konzentrieren, setzen einige kleinere Banken in Italien auf das Gegenteil: die Eröffnung neuer Geschäftsstellen, um ihre Kundenstrategie zu stärken und gezielt Privat- und Geschäftskunden in attraktiven Regionen anzusprechen.
Eine dieser Banken ist die Südtiroler Sparkasse, die plant, bis 2026 sieben neue Geschäftsstellen zu eröffnen, hauptsächlich in den Regionen Venezien und Emilia Romagna. Auch andere mittelgroße Banken wie Volksbank von Sondrio, Credem, Cherry Bank und Bank Desio verfolgen ähnliche Strategien, um sich dem Druck der Digitalisierung entgegenzustellen und ihre Position in wirtschaftsstarken Regionen zu stärken.
Im Gegensatz dazu plant Poste Italiane, 7000 Geschäftsstellen vor allem in kleineren, ländlichen Gemeinden auszubauen, um der fortschreitenden Entvölkerung entgegenzuwirken. Dies unterstreicht die Bedeutung der physischen Bankdienstleistungen, insbesondere für ländliche und ältere Bevölkerungsgruppen, die möglicherweise weniger Zugang zu digitalen Dienstleistungen haben.
Interessanterweise nutzen in Italien nur 52 Prozent der Bankkunden digitale Bankendienstleistungen, was die Bedeutung des physischen Bankgeschäfts in diesem Markt widerspiegelt.
Alles in allem zeigt sich, dass die Entwicklung im Bankensektor Italiens vielfältig ist und nicht nur von einem allgemeinen Trend zu Filialschließungen geprägt ist. Vielmehr ist ein selektives Vorgehen in attraktiven und wirtschaftsstarken Regionen erkennbar, das darauf abzielt, die Kundenstrategie zu stärken und gleichzeitig wichtige Aspekte wie die Stärkung des ländlichen Raums und die Bereitstellung von physischen Bankdienstleistungen zu berücksichtigen.